OffenbachNicolas KremershofJanuary 01, 2018

Monika & Jens

OffenbachNicolas KremershofJanuary 01, 2018

fragen⎪steckbrief

Bekannt wie ein bunter Hund

Fast jeder in Offenbach kennt Jens und Monika, denn Vernetzung und gesellschaftliches Engagement werden hier gelebt, sei es als langjähriger Handballtrainer oder bei verschiedenen Vereinen und Gruppierungen. Sie wissen, was läuft und wer sich für welches Thema begeistert. Mit der Rückkehr ins Elternhaus wohnen sie auch wieder dort, wo sie hingehören: im Herzen Offenbachs. Und auch hier steht die Tür immer offen für Freunde und Bekannte und für Kater Willy, der mit seinem kräftigen Orange perfekt in die bunte, offene Lebenswelt von Herrchen und Frauchen passt.

fragen an Monika & Jens

Wie würdet ihr Euch selbst beschreiben?

Jens: Ich sehe mich als eher ausgeglichenen Typen, der ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein besitzt und sich für viele Dinge interessiert. Musik spielt da eine große Rolle, die genieße ich gerne im Sessel – dort bin ich auch gerne frei nach Loriot: „Ich will hier nur sitzen“ und Musik hören.

Monika: Das mit dem Rumsitzen, das ist nicht so meins. Ich bin eigentlich immer in Bewegung. Und als Netzwerkerin bringe ich auch oft andere in Bewegung und in Verbindung – ob privat oder beruflich. Ich lerne gerne Neues kennen und bin gerne unter Menschen. Und ich liebe es, Freunde an unseren großen Tisch einzuladen.

Wie wohnt ihr?

Jens: 2015 haben wir Monikas Elternhaus, ein denkmalgeschützter Altbau von 1889, saniert und teils nach unseren Bedürfnissen umgebaut. Nun wohnen wir mit unseren zwei Söhnen im Mathildenviertel und haben nach 14 Jahren das Wohnen im Musikantenviertel aufgeben. Altbau mit hohen Decken, mehr Platz und Rückzugsmöglichkeiten für uns und die Nähe zur Innenstadt, insbesondere zum Wilhelmsplatz, bieten Vorteile.

Monika: Damit bin ich an meine Wurzeln zurückgekehrt. Die Jungs haben unterm Dach ihren eigenen Bereich – so bin ich auch mit meinen drei Geschwistern groß geworden. Jens und ich haben unsere Wohnung farbenfroh und in einem Stilmix aus alt und neu gestaltet. Seit letztem Sommer konnten wir den Wohnraum um einen großen Balkon mit Blick auf eine grüne Efeuwand ergänzen – im Sommer ein zusätzliches Zimmer.

Eure Lebensgeschichte in wenigen Sätzen?

Jens: Ich bin in Leipzig geboren worden als Enkel einer Unternehmerfamilie der Lederwarenbranche. Meine Eltern haben die Entwicklung des Sozialismus der DDR sehr kritisch gesehen und sind bei der ersten Gelegenheit vor Grenzschließung in den Westen „gereist“ und nicht wieder zurückgekehrt. Wir waren Republikflüchtlinge. Meine Eltern haben Niemanden von ihren Plänen erzählt, denn man wusste ja nicht, wer wen bespitzelte. Durch frühere Geschäftsbeziehungen über die Offenbacher Lederwarenmesse haben meine Eltern in Offenbach Arbeit gefunden. Deshalb sind wir in hier „gestrandet“, sozusagen mit Nichts, denn meine Eltern hatten alles in Leipzig zurücklassen müssen. Doch das war es ihnen wert, um meinen Bruder und mich in einer Demokratie aufwachsen zu lassen. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Nach dem Studium in Darmstadt habe ich bei einem Tochterunternehmen des Bahnkonzerns angefangen, heute reise ich als Betriebsleiter mehrerer Standorte viel durch Deutschland. Gut, dass Offenbach mittendrin liegt.

Monika: Über Paderborn, Münster und Darmstadt sind wir in Offenbach gelandet. Als mein Vater als Beamter am Bundesrechnungshof in Frankfurt tätig wurde, kauften meine Eltern das Haus im Mathildenviertel, damals ein eher tristes Viertel. Beruflich habe ich nach meinem Studium in Frankfurt mehrere Stationen durchlaufen: PR-Beraterin in Agenturen, als die Kinder klein waren, war ich Mitarbeiterin der Landtagsabgeordneten Heike Habermann, dann Selbstständigkeit als Mitinhaberin von zwei Familienmagazinen und einer Werbeagentur und heute bin im Bereich Ehrenamt und Integration beim Freiwilligenzentrum tätig, genauer im Kompetenzzentrum Vielfalt, um das hessische Netzwerk der Integrationslotsenprojekte aus- und aufzubauen. Eine sehr spannende Aufgabe, bei der ich immer wieder neue und interessante Menschen kennen lerne.

Was bedeutet Heimat für euch?

Jens: Heimat ist dort, wo man sich verwurzelt fühlt. Da ich immer in Offenbach gelebt habe, gibt es für mich keine Alternative.

Monika: Heimat ist für mich dort, wo man sich wohl und willkommen fühlt. Gerade im Bereich Integration ist das Willkommensein sehr wichtig. Und Offenbach hat sich gerade in den letzten Jahren da besonders hervor getan als Arrival City und während der Flüchtlingskrise in 2015/16.

Welchen Gegenstand verbindet ihr mit eurer Heimat und warum?

Wir haben in unserm Wohnzimmer ausschließlich Bilder von Offenbacher Künstlern hängen. Das ist ein Synonym für unsere Verbundenheit mit unserer Heimatstadt

Wo fühlt ihr Euch in Offenbach besonders zuhause?

Jens: Als Kind genoss ich die Spielplätze, die Puteaux-Promende und den Leonhardt-Eißnert-Park. Heute den Wilhelmsplatz, die Sporthalle der Edith-Stein-Schule (Handball) und das Mainufer.

Monika: Ja, der Wilhelmsplatz ist wunderbar, besonders an Markttagen. Da trifft man immer jemanden. Aber auch das Märktchen donnerstags auf dem Goetheplatz im Nordend ist ein schöner Treffpunkt.

Was macht eure Nachbarschaft in eurem Stadtviertel aus?

Das Mathildenviertel ist sehr bunt. Es leben viele Nationen miteinander und wenn wir vom Balkon aus in die Hinterhöfe der Nachbarn blicken, kommen oft von rechts die leckersten Gerüche nach Curry und Co und von links von Gegrilltem. Dazu verschiedene Sprachen und dann im übernächsten Garten eine Kolonie von Gartenzwergen – wunderbar diese Mischung!

Welche Orte in der Stadt würdet ihr gerne kennenlernen – und warum?

Es gibt so viele versteckte Orte in Offenbach – zum Beispiel die Hinterhöfe vor allem im Mathildenviertel und im Nordend. Wenn sich ein Tor öffnet, gehen wir gerne mal gucken. Spannend sind auch die alten Fabrikgebäude und Werkstätten oder die vielen Künstlerateliers in der Stadt.